02. August 2022
Selbst in guten Zeiten ist der Baustoffhandel ein Geschäft mit schmalen Margen. Der Nettogewinn liegt bei den meisten Baustoffhändlern typischerweise im Bereich von 2-3 Prozent. Sobald mehr Marge erzielt wird, ist das ein Grund, eine extra Flasche Sekt kaltzustellen. Andere Händler schaffen es jedoch, mehr Marge als der Durchschnitt zu erzielen und in Bereichen von 5 Prozent und mehr zu landen.
Klimaneutralität in der Baubranche? Interessiert das überhaupt jemanden? Die Bauindustrie hat leider den Ruf, nicht besonders ressourcenschonend vorzugehen. Diese Erkenntnis mag für manche Personen unangenehm sein und das ist völlig in Ordnung. Sobald man sich mit unschönen Fakten auseinandersetzt, wird man auch mit seinem eigenen Handeln konfrontiert. Änderungen bedeuten meist Mehraufwand, Einschneidungen in gewohnte Prozesse und erhöhte Kosten. „Etwas tun“ erscheint dann erst einmal unmöglich. Unzählige Wissensquellen, verwirrende Klimabegriffe und fehlende Anlaufstellen, um Dinge selbst anzugehen, stehen dem pragmatischen Anpacken im Weg.
Auch wir bei bex tragen als Logistikplattform, die noch zumeist dieselbetriebene Lkws durch die Gegend schickt, Verantwortung. Die ersten Unternehmen der Baubranche handeln bereits, wenn es um nachhaltiges Bauen geht. Hierbei Vorreiter zu sein, erfordert Mut und Einsatzbereitschaft.
Hart gesagt – und hier reden wir nichts schön – tragen Bau und Verkehr nämlich maßgeblich dazu bei, dass Klimaschutzziele in diesem Land nicht erreicht werden. Hier liegt aber auch die Chance: Die Baubranche hat nun die einmalige Gelegenheit, zu einem Vorreiter zu werden, wenn es darum geht, klimaneutrale Produkte und Dienstleistungen einzusetzen.
Unternehmen, die vorn dabei sein wollen, handeln jetzt und leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Die wichtigsten Fragen zu Klimazielen und ihrem Zusammenhang mit Bauindustrie und Baulogistik werden wir im Folgenden einmal beantworten.
Dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 sind bis heute 180 Staaten beigetreten. Aus Sicht der Baubranche gibt es hauptsächlich zwei wichtige Ziele des Abkommens:
Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Grenze das Klima vor gravierenden Folgen schützt. Der Meeresspiegelanstieg würde geringer ausfallen, zu Eis gefrorenes Meerwasser bliebe als stabiler Kältefaktor bestehen, 20 bis 30 Prozent der Korallenriffe könnten überleben und auch das Risiko von Dürren oder Überflutungen würde sinken
Was bereits bestätigt wurde: Die globale Durchschnittstemperatur ist seit 1800 schon um 1,0 °C angestiegen. 2015 bis 2018 sind die wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung.
Die teilnehmenden Staaten bestimmen die Ziele ihrer nationalen Klimaschutzbeiträge selbst. Das deutsche Bundesklimaschutzgesetz sieht wie folgt aus:
Die letzte Meile in der Baulogistik verknüpft die Sektoren Industrie und Verkehr. Sowohl die globalen Klimaziele als auch die Ziele Deutschlands bauen darauf, dass diese zwei Wirtschaftssektoren Maßnahmen und Vorkehrungen treffen.
Etwa 40 % des weltweit ausgestoßenen Kohlenstoffdioxids verursachte die Baubranche im Jahr 2020. Das sind ungefähr 10 Gigatonnen CO₂. Zur Veranschaulichung: Um diese Menge zu binden (also das Kohlenstoffdioxid aus der Luft entnehmen und in feste Körpern binden) werden 80 Milliarden Buchen (80.000.000.000) benötigt. In Deutschland gibt es knapp 90 Milliarden Bäume.
Doch das reine Binden von CO₂ wird in der Zukunft immer schwieriger. Das liegt daran, dass auch andere Branchen über Kompensationsprojekte ausgleichen wollen. Die Anzahl an Klimaschutzprojekten ist allerdings begrenzt. Deswegen gilt als Ziel: nicht nur kompensieren, sondern auch proaktiv den Ausstoß von Treibhausgasen vermeiden.
Wie bereits erwähnt, trägt die Bau- und Verkehrsbranchen dazu bei, dass Klimaziele verfehlt werden. Im Jahr 2021 hat Deutschland in beiden Bereichen mehr Treibhausgase ausgestoßen als im Bundesklimaschutzgesetz erlaubt war. Auch im Jahr davor wurden Ziele verfehlt. Der gesamte Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen ist 2021 um 4,5 Prozent – Achtung, nicht gesunken – sondern gestiegen. Das entspricht 3 Millionen Tonnen CO₂. Damit liegt der Ausstoß von Treibhausgasen auf Höchstniveau.
Und es kommt noch dicker: Die Deutsche Umwelthilfe reichte im Frühjahr 2022 aufgrund der Überschreitung des Klimaziels Klage gegen das Bundesbauministerium ein. Die verantwortlichen Personen in den Ministerien müssen mit Sofortprogrammen gegensteuern.
Rund ein Viertel der Emissionen, die die Baubranche ausstößt, sind auf den Transport zurückzuführen. Das entspricht 2,3 Gigatonnen CO₂. Den größten Anteil nimmt der Straßenverkehr ein.
Werden die Klimaziele weiterhin verfehlt, drohen wirtschaftliche Folgen. Ist Deutschland bis zum gewünschten Jahr nicht klimaneutral, kommen finanzielle Belastungen auf Unternehmen (und Privatpersonen) zu. Arbeitsplätze könnten wegfallen und Wohlstand kann verloren gehen. Die Kosten für Grundbedürfnisse wie Essen, Energie und Wohnen würden steigen. Wird etwa der Ausbau von Solarenergie verpasst, muss auf teure Alternativen zur Energiegewinnung zurückgegriffen werden. Je länger die Bundesrepublik also für das Erreichen der Klimaziele benötigt, desto teurer und gesellschaftlich unausgewogener wird die Klimawende sein.
Nachdem wir nun die harten Fakten auf den Tisch gebracht haben, ist es Zeit für ein Fazit. Die Klimaziele konfrontieren Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Es stehen drastische und schwierige Änderungen bevor. Und wie wir schon am Anfang geschrieben haben, können Veränderungen unangenehm sein: erhöhte Betriebskosten, transformierte Prozesse und aufwendige Überzeugungsarbeit, die geleistet werden muss. Unternehmen, die sich dem Klimawandel stellen, müssen entschlossen sein und die Fähigkeit besitzen, das eigene Handeln zu überdenken.
Doch Möglichkeiten, direkt zu handeln, gibt es. Die ersten Voraussetzungen sind bereits geschaffen, sowohl politisch als auch technisch. Jetzt liegt es an teilnehmenden Branchen, mit Initiativen und Aktionen loszulegen und die Grundlagen für nachhaltige Veränderungen zu schaffen. Die Baubranche ist so vielfältig, dass es nicht die eine Antwort auf den Klimawandel geben kann. Wahrscheinlich ist es zu Beginn sogar am wichtigsten, dass Unternehmen überhaupt den ersten Schritt gehen – unabhängig davon, ob dieser der effektivste und beste ist.
Die kommenden zehn Jahre werden zeigen, ob Deutschland die Klimaziele erreichen wird und die wirtschaftlichen Perspektiven nutzen kann. Oberste Priorität muss es sein, schnell und konsequent mit den notwendigen Handlungen loszulegen.
Klingt gruselig? Wissen wir. Aber genau deswegen, gehen wir als Vorreiter voran und bieten unseren Kunden, mit verschiedenen Lösungsmodellen den ersten Schritt zu gehen.
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