Digitale Handwerksplattformen: Kommen die Heuschrecken im Handwerk an?
Der Erfolg von Thermondo blieb in der gut vernetzten Welt der Start-ups und des Risikokapitals nicht lange geheim und zog Nachahmer nach sich. Ein digitaler Handwerksbetrieb versprach, ein riskantes, aber sehr renditestarkes Investment zu sein. Daraus entwickelten sich zwei Handlungsstränge. Eine Zeit lang sprossen digitale Handwerksplattformen, die weit über die reine Vermittlung hinausgehen, wie Pilze aus dem Boden. Branchenfremde Gründer bauten mit Millionen an Risikokapital Plattformen wie „Homebell“, „Weissmaler“, „Myster“ oder „Vitraum“ auf. Bei vielen wurde der unternehmerische Mut nicht belohnt. So sind die Websites von Weissmaler (Maler), Myster (Sanierung) und Vitraum (Fensterbau) schon längere Zeit wieder offline (Quelle: deutsche-startups.de). Homebell (insgesamt über 17 Mio. EUR Investment) ist mittlerweile Teil des Vermittlungsportals blauarbeit.de und wurde von diesen für einen Bruchteil des investierten Geldes übernommen. Beispiele, die positiver zu funktionieren scheinen, gibt es mit Banovo natürlich auch. Sie scheinen jedoch in der Minderheit zu sein.
Bis heute versuchen sich Finanzinvestoren (z.B. Private Equity Fonds), die mit großen Millionenbeträge ausgestattet sind, an Projekten, bei denen mehrere Handwerksbetriebe aufgekauft und zusammengespannt werden sollen. Nach Vorbild von althergebrachten Betrieben wie Heinrich Schmid (HS), Handwerksgruppe Paul Mecklenburg (HPM), Rainbow International oder Isotec sollen so Synergien entstehen. Etwas offensiver ausgedrückt: Die Finanzinvestoren machen das, was sie am besten können: Firmen kaufen, zusammenstöpseln, Kosten senken, Umsatz steigern – und irgendwann möglichst profitabel weiterverkaufen oder an die Börse bringen. Doch auch hier ist noch kein „neuer“ so sehr auf dem Radar aufgetaucht, dass man von einem Durchbruch sprechen könnte. Bisher sind es tatsächlich die etablierten Anbieter wie HS oder HPM, die diesen Konsolidierungswettbewerb dominieren.