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Allgemein

08. Juli 2022

Volle Kelle 4.0: Das Bauhandwerk von morgen ist anders

Ohne Frage – das Bauhandwerk genießt in der breiten Öffentlichkeit nicht den besten Ruf. Die Klischees sind über Jahre gewachsen – das Maurerdekolletè als sarkastische Gallionsfigur in vielen Köpfen eingebrannt. Viele Betriebe und Verbände arbeiten seit einigen Jahren marketingtechnisch dagegen an. 

Während die Gesamtwirtschaft in Deutschland seit 1995 in jedem Jahr im Schnitt 1,32% produktiver arbeitet, hinkt die Entwicklung in der Bauwirtschaft mit 0,26% deutlich hinterher. So entgehen der deutschen Wirtschaft jedes Jahr 100 Mrd. EUR – gleichzeitig bleiben wichtige Infrastrukturprojekte (z.B. Autobahnbrückensanierung) liegen (Quelle: mckinsey.com).

Der unternehmerische Blick auf die Situation im Bauhandwerk offenbart also neben der reinen Außendarstellung viel tiefgreifendere Potenziale, wie sich das Handwerk für die Zukunft aufstellen kann. Es geht um Effizienz in der Verwaltung, insbesondere aber auf der Baustelle und den Prozessen drumherum. Bei bex arbeiten wir am Puls des Handwerks und erleben den Wandel längst nicht mehr nur als ferne Vision. Viele Unternehmen, auch einige unserer Kunden, sind längst dabei, neue “Kraftwerke” des Handwerks aufzubauen.

Thermando: Manfred liegt nie falsch

2012 erblickte in Berlin das Start-up Thermondo das Licht der Welt. Bis heute flossen 63,3 Mio. EUR in den Aufbau des Unternehmens, das sich zum Ziel gesetzt hat, seinen Beitrag zum Klimawandel mit anfassbaren Lösungen zu leisten. Doch, neben cleverer Vermarktung, zeichnet Thermondo vor allem eines aus: radikaler Fokus auf datenbasierte, digitale Lösungen im gesamten Unternehmen. Der wichtigste Mitarbeiter in der Arbeitsvorbereitung ist “Manfred”. Ein selbst programmierter Algorithmus, der Auftragsstücklisten erstellt und dafür sorgt, dass die Materialversorgung auf der Baustelle akkurat abläuft. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Produktivität eines Thermondo-Installateurs ist doppelt so groß wie die eines “klassischen” SHK-Installateurs (Quelle: bhb.org).    

Thermondo
(Quelle: https://www.deutsche-startups.de/2019/04/09/thermondo-zahlencheck-2017/)

Digitale Handwerksplattformen: Kommen die Heuschrecken im Handwerk an? 

Der Erfolg von Thermondo blieb in der gut vernetzten Welt der Start-ups und des Risikokapitals nicht lange geheim und zog Nachahmer nach sich. Ein digitaler Handwerksbetrieb versprach, ein riskantes, aber sehr renditestarkes Investment zu sein. Daraus entwickelten sich zwei Handlungsstränge. Eine Zeit lang sprossen digitale Handwerksplattformen, die weit über die reine Vermittlung hinausgehen, wie Pilze aus dem Boden. Branchenfremde Gründer bauten mit Millionen an Risikokapital Plattformen wie “Homebell”, “Weissmaler”, “Myster” oder “Vitraum” auf. Bei vielen wurde der unternehmerische Mut nicht belohnt. So sind die Websites von Weissmaler (Maler), Myster (Sanierung) und Vitraum (Fensterbau) schon längere Zeit wieder offline (Quelle: deutsche-startups.de). Homebell (insgesamt über 17 Mio. EUR Investment) ist mittlerweile Teil des Vermittlungsportals blauarbeit.de und wurde von diesen für einen Bruchteil des investierten Geldes übernommen. Beispiele, die positiver zu funktionieren scheinen, gibt es mit Banovo natürlich auch. Sie scheinen jedoch in der Minderheit zu sein. 

Bis heute versuchen sich Finanzinvestoren (z.B. Private Equity Fonds), die mit großen Millionenbeträge ausgestattet sind, an Projekten, bei denen mehrere Handwerksbetriebe aufgekauft und zusammengespannt werden sollen. Nach Vorbild von althergebrachten Betrieben wie Heinrich Schmid (HS), Handwerksgruppe Paul Mecklenburg (HPM), Rainbow International oder Isotec sollen so Synergien entstehen. Etwas offensiver ausgedrückt: Die Finanzinvestoren machen das, was sie am besten können: Firmen kaufen, zusammenstöpseln, Kosten senken, Umsatz steigern – und irgendwann möglichst profitabel weiterverkaufen oder an die Börse bringen. Doch auch hier ist noch kein “neuer” so sehr auf dem Radar aufgetaucht, dass man von einem Durchbruch sprechen könnte. Bisher sind es tatsächlich die etablierten Anbieter wie HS oder HPM, die diesen Konsolidierungswettbewerb dominieren.  

Kooperieren statt zu konkurrieren: Digitale Plattform aus dem Handwerk 

Mit weitaus weniger Kapital als die prominenten Vorgänger aus Berlin, dafür aber mit Herzblut und Branchenwissen ausgestattet, sind drei junge Herren aus der Pfalz. Marcel Jäger hat gemeinsam mit den Brüdern Martin und Markus Holl, Inhaber eines Elektroinstallationsbetriebs in Bobenheim-Roxheim, vor drei Jahren damit begonnen, die Idee einer gewerkübergreifenden Kooperationsplattform für Handwerksbetriebe umzusetzen. 

Heute sind deutschlandweit über 1.000 Betriebe Teil dieser Plattform. Der Clou: Statt möglichst schnell möglichst viel Geld einzusammeln, um die Plattform “Berlin-Style” möglichst schnell großzumachen, wächst die Plattform von innen heraus – vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda und soziale Medien und Netzwerke.  Alle, die mitmachen, sollen profitieren. Vom Handwerk für das Handwerk – so die Devise der Gründer. Über die Plattform vernetzen sich Handwerksbetriebe, um freie Kapazitäten anzubieten oder eigene Kapazitätsengpässe zu stemmen. So können gemeinsam auch große Aufträge, die über ganz Deutschland verteilt sind, zentral koordiniert und vergeben werden. Ein massiver Vorteil für Kunden, die z.B. in ganz Deutschland Immobilien betreiben (checkandwork.de)

"Geiler Titler" aus dem Süden - Klasse statt Masse

Peter Hegenberger aus Leonberg ist Fliesenleger (engl. “Tiler”) und verspricht “Räume in klarer Formsprache”. Er hat sich mit dem Speziellen verschrieben und verarbeitet ausschließlich Fliesen im Großformat – damit liegt er am Puls der Zeit, große Fliesen sind “in”. In der Organisation seines Betriebes ist Peter seiner Zeit voraus. Statt mit der Pritsche fährt er seit diesem Jahr im E-Smart auf die Baustelle. “Wer keine schweren Fahrzeuge hat, kommt auch nicht auf die Idee, damit zu fahren.”

Nachhaltigkeit und Kreativität sollen seinen Betrieb in Zukunft prägen – und ihm dabei helfen, die richtigen Mitarbeiter für sein Spezialgebiet zu begeistern. Diese bekommen ein E-Auto als Firmenwagen und müssen sich um aufwendige Nebentätigkeiten, wie z.B. die Abholung kurzfristig benötigter Materialien, nicht mehr selbst kümmern. Die Materialbeschaffung und die gesamte Baustellenlogistik inkl. Material und Werkzeug übernehmen wir bei bex für ihn – gegen eine monatliche Pauschale, günstiger als ein Azubigehalt. Die Azubis, die Peter für sich gewinnen kann, werden andere Form des Handwerks kennenlernen. 

“Wir lieben und leben Digitalisierung. Wir kommunizieren smart, arbeiten effizient und planen modern” (Zitat Peter Hegenberger, Quelle: hegenberger-design.de) 

(Quelle: checkandwork.de)

Das Handwerk hat goldenen Boden - und mitunter eine goldene Zukunft 

Kluge Handwerker könnten bald mehr verdienen als Mediziner, so prognostizierte es Prof. Reinhold Würth schon 2018 in einem Bild-Interview. Dass “Musik” im Handwerk ist, zeigt nicht zuletzt das nach wie vor vorhandene Interesse von Finanzinvestoren an jeglichen Gewerken. 

Der Grundbaustein der neuen Generation an Handwerksbetrieben ist der Umgang mit der Zeit und ihr sinnvoller Einsatz. Egal, ob Heinrich Schmid, Check&Work oder Hegenberger.design – die Produktivität auf der Baustelle ist die Basis des Erfolgs. Organisation und Information zu digitalisieren zahlt darauf genauso ein, wie die Kern- von der Randwertschöpfung zu trennen. 

Bei bex sind wir aus unseren Erfahrungen mit Digitalisierungsprojekten in der Baubranche heraus überzeugt, dass die wahren Potenziale der Digitalisierung im Bauhandwerk von innen kommen werden. Ohne tiefes Branchenverständnis ist es in jedem Schritt der Wertschöpfung schwierig, nachhaltigen, digitalen Mehrwert zu schaffen. 

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