Letzte Meile
22. September 2020
Konntest du dir vor 10 Jahren vorstellen, dass es im Jahr 2020 ein logistischer Standard im E-Commerce geworden ist, Bestellungen nicht innerhalb von Tagen, sondern innerhalb von Stunden auszuliefern? Doch nicht nur die typischen Einzelhandelsbranchen mit Privatkunden sind betroffen. Auch für Händler mit der Zielgruppe “Bauhandwerk” wird die Leistungsfähigkeit auf der “letzten Meile” der Logistik immer wichtiger.
Digitale Handelsunternehmen wie Amazon treiben diesen Wandel voran. In den USA gab Amazon 2019 1,5 Milliarden US-Dollar aus, um Prime-Nutzer innerhalb des gleichen Tages zu beliefern. Zuletzt ließ Amazon aufhorchen, indem in den USA nun Drohnen zur Belieferung eingesetzt werden. In Deutschland bestellte Amazon rund 1.800 “Sprinter” von Daimler, um die Auslieferung selbst zu übernehmen.
“Wenn wir eine vollständige Drohnenflotte haben, können Sie alles bestellen und in 30 Minuten erhalten, wenn Sie in der Nähe eines Hubs wohnen, der von Drohnen bedient wird”
Jeff Wilke, Amazon CEO von Worldwide Consumer
Die letzte Meile in der letzte Schritt des Lieferprozesses. Hierbei wird das Material zu seinem finalen Bestimmungsort transportiert. In der Baubranche ist die gängigste Form der Letzten Meile der Transport von Material vom Händler auf die Baustelle.
Im Lieferprozess ist die letzte Meile ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Teil. Aus Sicht eines Händlers ist sie ein großer Einflussfaktor darauf, wie Kunden den Händler wahrnehmen. Wie gut oder schlecht die Logistik auf der letzten Meile läuft, ist oft ausschlaggebend für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Händlers. Dabei ist es egal, ob die Logistik durch den eigenen Fuhrpark oder den eines Partners abgewickelt wird.
Auch in der Kalkulation spielt die Letze Meile eine große Rolle und macht über 50 Prozent der gesamten Transportkosten aus. Sie stellt somit auch einen großen Hebel dar, die eigenen Frachtkosten zu senken. Doch reine Kostensenkung bringt nichts, wenn die Leistungsfähigkeit und somit das Kundenerlebnis darunter leiden.
“Zeit” ist heute schon das knappste Gut am Bau und im Handwerk. Fachkräfte sind Mangelware. Ein Betrieb kann es sich heute immer weniger leisten, seine gut ausgebildeten und gelernten Fach- und Hilfskräfte für Tätigkeiten außerhalb der Baustelle einzusetzen. Immer mehr Bauunternehmen und Handwerksbetriebe nutzen Wege, um die Materialbeschaffung so einfach wie möglich zu gestalten. All das dient der eigenen Produktivität – der Erbringung der Bauleistung.
Die schnelle und flexible Lieferung von Material wird immer mehr zu dem, was Kunden erwarten. Früher konnten Kunden auch mal einige Tage auf eine Lieferung warten oder bestellten gleich größere Mengen, die sie sich auf eigene Lager legten. Heute werden Kilogramm statt Tonnen bestellt, am liebsten montagnachmittag für Anlieferungen dienstagvormittags. Statt “Ich liefere es dir übermorgen Nachmittag” erwarten Kunden immer mehr “Die Lieferung erfolgt morgen im Zeitfenster von 08:00 bis 09:00 Uhr”.
Die Erwartungshaltung der Kunden wird dadurch geschürt, sie erleben, dass dies durchaus möglich ist. Unternehmen wie Würth haben in den letzten Jahren über 100 Millionen Euro in Logistikneubauten und -systeme investiert, um mehrere zehntausend Pakete taggleich versenden zu können. Alle zwei Wochen wird im Schnitt eine neue Würth-Niederlassung in Deutschland eröffnet. Aus den Niederlassungen heraus liefert Würth binnen 3h an seine Kunden.
Doch nicht nur etablierte Marktführer steigern so die Erwartungshaltung der Kunden. Auch branchenfremde Quereinsteiger wie Amazon greifen nach Bau- und Handwerkskunden. Es ist ein offenes Branchengeheimnis, dass die Amerikaner im Rahmen des Verkaufs der Saint-Gobain-Handelssparte in Deutschland (u.a. Raab Karcher) in den Jahren 2018/2019 ebenfalls Interesse an einer Übernahme des Baustoffhandelsriesen hatten.
In den USA belegt Amazon im Lieferanten-Ranking des Branchen-Informationsdienstes “MDM.com” der führenden Industrie- und Bauproduktdistributoren im Jahr 2019 bereits den 4. Platz. Nachdem Sie 2018 nicht einmal in den Top 25 gelistet waren.
Wer mit Marktführern Schritt halten will, sollte als Händler seinen Kunden konkretere Lieferoptionen anbieten, die der Kundenerwartung entsprechen – oder sie sogar übererfüllen. Und das bedeutet kurzfristig auf Abruf, innerhalb weniger Stunden, mit wenig oder ohne Vorlaufzeit.
Trotz steigender Erwartungen der Kunden betrachten einige Händler die kurzfristige Lieferung von Material, z.B. innerhalb von 2 Stunden, als zu aufwändig oder gar als unnötig. Wenn jemand etwas dringend braucht, soll er halt herfahren und es abholen. Oder eben bis morgen Nachmittag oder übermorgen früh warten.
Wer diese Sichtweise teilt, verschenkt einfache Möglichkeiten, Kunden zu begeistern und zu binden. Im Gegenteil zum Privatkundenmarkt spielen “Zeit” und Verzögerung bei professionellen Kunden eine große Rolle. Egal ob durch spontane Planänderung oder nicht ausreichende Planung – wenn für Bau- und Handwerkskunden kurzfristig Materialbedarf entsteht, hat es meist teure Auswirkungen.
Muss z.B. ein gut ausgebildeter Bauleiter oder Meister einen kurzfristigen Materialengpass durch eine Abholung ausgleichen, entstehen durch die allgemeinen Lohn- und Lohnnebenkosten von ca. 50 EUR/h schnell Kosten von 100 EUR und mehr. Dazu kommt die unwiederbringlich verlorene Zeit, die durch Anfahrt, Warten, Beladen, Rückfahrt und Entladung entsteht.
Ein weiteres Beispiel kommt aus einem Gespräch mit dem Einkaufsverantwortlichen eines großen Stuttgarter Stuckateurbetriebes. Seine Mitarbeiter kaufen bei kurzfristigen Abholungen oft noch zusätzliche Artikel, wie z.B. Handschuhe. Diese liegen aber eigentlich in den Lagern des Betriebes für die Mitarbeiter zur Mitnahme bereit. Dem Verantwortlichen wird mittelfristig nichts anderes übrig bleiben, als Teile des Sortiments für seine Mitarbeiter zu sperren oder Abholungen beim Händler gar ganz unter “Strafe” zu stellen – was einige größere Betrieb heute bereits tun.
Das sind nur zwei von vielen Gründen, warum die Lieferung am nächsten Tag in ungenauen Zeitfenstern (“morgen” bzw. “nachmittags”) oder das Verlassen auf Abholung durch den Kunden nicht ausreicht. Hier haben Sie die große Chance, Ihren Kunden Zeit, Geld und Nerven zu sparen, wenn Sie es ihm einfacher machen, seinen Bedarf bei Ihnen zu decken.
Ob du nun bereits eine eigene Lieferflotte hast oder bereits heute auf externe Partner setzt, spielt in der Umsetzung eines zusätzlichen Services keine Rolle. Die wenigsten sind heute auf kurzfristige Belieferungen als verlässliche Standardangebot eingestellt.
Konnten wir dich bereits davon überzeugen, dass kurzfristige Lieferungen am gleichen oder nächsten Tag dir dabei helfen, deine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Kunden zu begeistern? Dann wollen wir dir nun zeigen, was unsere fünf wichtigsten Erkenntnisse und Voraussetzungen einer erfolgreichen Einführung eines flexiblen und schnellen Lieferservices auf der letzten Meile sind:
Die Lieferung auf der letzten Meile ist ein Schatz, den Sie für Ihr Handelsunternehmen und Ihre Niederlassung einfach haben können. Sie brauchen keine großen Investitionen tätigen, sie müssen keine Prozesse in der Logistik umstellen und keine Fahrzeuge anschaffen bzw. eigene Fahrer einstellen.
In einer Welt, in der immer mehr “auf Abruf” zur Verfügung steht, können Sie einen neuen Standard in der Belieferung Ihrer Kunden setzen. So erhöhen Sie frühzeitig die EIntrittsbarriere für neue Wettbewerber und sorgen für höhere Kundenbindung.
Sprich uns an und lasse uns für deinen speziellen Fall überlegen, wie wir deine Leistungsfähigkeit in der Logistik erhöhen können.
Quellenverzeichnis
https://edition.cnn.com/2019/11/20/tech/amazon-robots-shipping/
https://www.tagesschaut.de/wirtschaft/amazon-drohnen-101.html
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/amazon-bestellt-1800-elektrofahrzeuge-bei-mercedes-16926406.html
https://www.capgemini.com/de-de/2019/04/last-mile-delivery/
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kupferzell-im-hohenlohekreis-wuerth-investiert-73-millionen-euro-in-die-logistik.038550ca-5ced-477a-a5e2-905ea439fc7c.html
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